Parodontitis als Hauptursache für Zahnverlust

Nach wie vor müssen die meisten Zähne nicht wegen Karieslöcher gezogen werden, sondern weil sie zu stark „wackeln“.

Schon die kleinsten Entzündungen am Parodont (Parodont = Zahnhalteapparat bestehend aus Zahnfleisch und Knochen) führen über längere Zeit dazu, dass das Gewebe zurückgeht und der Zahn mehr und mehr seinen Halt im Knochen verliert.

Einmal verloren gegangener Knochen lässt sich aber nur sehr schwer wieder zurückgewinnen, sodass gelockerte Zähne trotz Beseitigung der Entzündung nicht immer ihre vorherige Festigkeit wieder erlangen.

Daher ist die Prophylaxe und Therapie der Parodontitis so wichtig

ein Leben lang!

Wie entsteht Parodontitis?

Im Mund finden sich ähnlich wie im Darm mehrere hundert verschiedene Bakterienarten, die meisten davon völlig harmlos. Einige jedoch können massive Entzündungen auslösen und den Halteapparat der Zähne innerhalb kürzester Zeit völlig zerstören. Dies ist aber nur möglich, wenn ihnen optimale Bedingungen geboten werden, um sich stärker als normal zu vermehren.

Hauptursache für eine gesteigerte Bakterienvermehrung ist die unzureichende Mundhygiene (Beläge und Zahnstein). Bereits nach 2 Tagen ohne Zähneputzen sind am Zahnfleisch erste Entzündungszeichen zu entdecken, da sich der Körper gegen die Bakterieninvasion zu wehren versucht.

Werden die Beläge nicht entfernt, bilden sich mit der Zeit immer tiefer werdende Zahnfleischtaschen aus. Dort können sich die Bakterien ungestört vermehren, da sie weder für Zahnbürste noch Mundspüllösung erreichbar sind.

Gelangen die Bakterien entlang des Zahns letztlich bis an die Wurzelspitze, infizieren sie auch den Zahnnerv, weswegen dann zusätzlich zur Parodontitis-Therape noch eine Wurzelkanalbehandlung gemacht werden muss.


Weitere Einflussfaktoren

Schlecht oder gar nicht erreichbare Schlupfwinkel wie undichte Kronen und Füllungen, schief stehende Zähne und „Pseudotaschen“ bei Schleimhautwucherungen oder unvollständig durchgebrochenen Weißheitszähnen bilden optimale Nischen für Bakterien um sich zu vermehren.

Die Entstehung einer Parodontitis wird ferner begünstigt durch:

  • Rauchen und Alkohol
  • Systemerkankungen wie Diabetes mellitus, Leukämie, HIV
  • Hormonelle Einflüsse bei Schwangerschaft, „Pille“, Pupertät
  • Medikamente
  • Emotionaler Stress

Was kann ich dagegen tun und wie kann ich vorbeugen?

Eigene Mundhygiene & professionelle Zahnreinigung

Eine gute Mundhygiene ist der entscheidende Faktor um die Mundhöhle entzündungsfrei zu halten.

Von Bedeutung hierbei ist die regelmäßig durchgeführte professionelle Zahnreinigung, wo auch alle schwer zugänglichen Stellen gesäubert und poliert werden.

Dabei werden auch an allen Zähnen die Taschentiefen gemessen. Dies erlaubt Verschlechterungen rechtzeitig zu erkennen und weiteres Voranschreiten zu verhindern. Ebenso ist eine röntgenologische Überwachung parodontal vorgeschädigter Patienten angebracht, wo der Knochenverlauf mit älteren Aufnahmen verglichen wird.

Das Ausmessen der Taschen ist besonders wichtig, um aggressive Formen der Parodontitis aufzuspüren. Diese zeichnen sich durch massive Zerstörung des Zahnhalteapparates innerhalb kurzer Zeit an nur einzelnen Stellen aus. Von außen sieht man dem Zahnfleisch nichts an, es blutet oder schmerzt nicht und kann leicht bei der normalen Kontrolle übersehen werden.

Spezielle Parodontalbehandlung

Hat sich bereits eine chronische Entzündung mit tiefen Taschen etabliert, muss dort gezielt sauber gemacht werden, d. h. nicht nur oberflächlich auf den Zähnen sondern auch unter dem Zahnfleisch. Ab einer bestimmten Taschentiefe erfolgt eine sogenannte Parodontalbehandlung, der aber stets eine normale Zahnreinigung vorangeht. Diese Therapie wird von unserer speziell hierfür geschulten Dentalhygienikerin Carola Bönisch durchgeführt.

Unterstützende Maßnahmen in der Parodontitis-Therapie

DNA-Test zur Bestimmung hochaggressiver Parodontalkeime

  • Actinobacillus actinomycetemcomitans
  • Porphyromonas gingivalis
  • Tannerella forsythensis (früher: Bacteroides forsythus)
  • Treponema denticola
  • Fusobacterium nucleatum ssp. Prevotella intermedia.

Diese Keime werden als wichtigsten Auslöser von Entzündungen im Parodont angesehen und sind manchmal trotz guter Mundhygiene aufgrund ihrer hohen Virulenz nicht in den Griff zu bekommen.

Die Bestimmung der Keimspezies und ihre Quantifizierung erlaubt eine Einschätzung der mikrobiologischen Gesamtbelastung, woraus sich Konsequenzen für die Therapie ergeben.

Mittels CARPEGEN® Perio Diagnostik (PCR-Technik = Polymerase Chain Reaction) wird entweder aus einer einzelnen Tasche am Zahn bzw. Implantat eine Probe genommen oder an mehreren Stellen im Mund gleichzeitig.

Die Analyse gibt detailliert Auskunft über die parodontalen Erreger sowie deren Anteil an der Gesamtkeimzahl.

Einsatz von CARPEGEN® Perio Diagnostik

Der Einsatz von CARPEGEN® Perio Diagnostik ist hilfreich bei:

– der Planung der Parodontalbehandlung (Entscheidungshilfe bei der Auswahl eines Antibiotikums),

Kontrolle des Behandlungsverlaufs nach Erstbehandlung und später im Recall (Erhaltungsphase),

Risikoeinschätzung vor implantologischer, prothetischer und kieferorthopädischer Behandlung.


Antimikrobielle photodynamische Therape mit dem HELBO®-Laser

Mit der aPDT lassen sich parodontal schädigende Bakterien in kurzer Zeit effizient reduzieren – und das ohne Antibiotika und v.a. ohne jegliche Nebenwirkungen! Lesen Sie hier weiter über das –> HELBO®-System


Schmerzarme Reinigung tiefer Taschen mit Oraqix®

Gerade entzündetes Gewebe ist besonders sensibel, weswegen für eine Parodontalbehandlung i. d. R. vorher vom Zahnarzt anästhesiert werden muss.

Das ist für den Patienten wiederum unangenehm, da er meist mehrere Spritzen erhält und unvermeidbar der gesamte Mundraum gleich mitbetäubt wird.

Statt den vielen Einstichen mit der Nadel genügt auch das Auftragen von Oraqix®, ein anästhesierendes Gel, welches nur lokal in der Tasche wirkt.

Quelle und Abbildungen: Cerpegen GmbH (Dentsply), Fotalia (G. Sanders)